Kaffeevollautomaten mit Milchschaum-Systemen – ein Vergleich

Zu einem „kompletten“ Kaffeevollautomaten gehört in der Regel auch ein gutes Milchschaumsystem. Nur sehr wenige Kaffeevollautomaten, wie z.B. der Melitta Caffeo Solo oder der Jura A1, verfügen über gar kein Milchschaumsystem. Interessant sind solche Maschinen logischerweise daher auch nur für Käufer, die von vorneherein auf Milchschaum verzichten oder den Milchschaum mit einem anderen, separaten Milchaufschäumer erzeugen möchten.

Wir nutzen für unsere Tests als separaten Milchaufschäumer, sofern nötig, nach wie vor einen Nespresso Aeroccino 3. Für alle anderen, die Freunde von leckeren Kaffeespezialitäten mit Milchschaum sind, stellt sich eventuell früher oder später die Frage, welches System der Milchschaumbereitung sie bevorzugen. Hier ein kurzer Überblick.

Die Dampflanze, auch genannt Pinarello

Die Dampflanze oder auch Pinarello ist die klassische Art der Milchaufschäumung, wie man sie häufig beispielsweise an Siebträger-Espressomaschinen findet. Auf Knopfdruck, beziehungsweise nach dem Umlegen eines Hebels wird in der Maschine Wasser erhitzt und in der Folge Dampf erzeugt. Ist die Maschine zu schwach dimensioniert und wird zu wenig Dampf mit entsprechendem Druck produziert, kann ein guter Milchschaum nicht gelingen.

Wenn wir Kaffeevollautomaten testen, läuft i.d.R. zum Vergleich unsere Siemens Surpresso mit. Für den Alltagsgebrauch allerdings haben wir den Dampflanzenaufsatz dieser Maschine stillgelegt bzw. entfernt, da uns die Milchschaumproduktion nicht zufriedenstellte.

Das Problem stellt sich also dergestalt: Es gilt zu verhindern, dass – systembedingt – zu viel nicht ausreichend heißer Wasserdampf in die Milch gelangt. Entsprechend muss recht lange vorgeheizt werden und der nicht ausreichend heiße Dampf in ein leeres Gefäß abgeführt werden.

Zugegeben: die Milchschaumproduktion benötigt schon ein gewisses Maß an Übung. So lässt sich mit der Zeit auch verhindern, dass Milchschaumspritzer die Maschine und ihr Umfeld verschmutzen.

Dampflanze am Kaffeevollautomaten

Das einfachste Milchschaumsystem: Die klassische Dampflanze (im Bild) ist nur dann zu empfehlen, wenn der Kaffeevollautomat viel Dampfdruck aufbauen kann.

Der Autocappuccinatore

Der Autocappuccinatore entspricht grundsätzlich einer Dampflanze, anders als bei dieser ist jedoch beim Autocappuccinatore am unteren Ende noch ein Adapter angebracht. Hier kann meist die Konsistenz des Milchschaums angepasst werden. Auch ein Schlauch gehört bei manchen Kaffeevollautomaten zu diesem System, so kann die Milch beispielsweise aus einem Milchkännchen oder direkt aus dem Tetrapak angesaugt werden. Beim Autocappuccinatore besteht u.U. ebenso die Gefahr, dass zu viel von nicht ausreichend heißem Wasserdampf in die Milch gelangt, bevor der eigentliche Milchschaumprozess beginnt, und die Produktion eines zufriedenstellenden Milchschaums verhindert.

OneTouch Kaffeevollautomaten mit Milchschlauch für externe Milchbehälter

OneTouch Kaffevollautomaten sind für Liebhaber von Milchschaum äußerst praktisch, weil alle Schritte der Milchschaumbereitung auf einfachen Tastendruck hin automatisch erledigt werden.
Viele Kaffeevollautomaten besitzen mittlerweile diese Funktion, um Kaffeespezialitäten mit Milchschaum, wie z.B. einen Cappuccino, in einem Arbeitsgang herzustellen. Oft ist die Milchschaumproduktion direkt in den Kaffeeauslauf integriert, nach außen wird nur ein Schlauch geführt. Über diesen Schlauch wird die Milch angesaugt. Bei einigen Herstellern sind auch spezielle Milchbehälter dabei, die man gefüllt im Kühlschrank lagern kann. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, die Milch direkt aus dem Tetrapack anzusaugen. Im Zubehörhandel finden sich auch aktive Milchbehälter, bei denen die Milch für einen bestimmten Zeitraum gekühlt neben der Maschine stehen kann. Die Siemens EQ6 oder auch die neue Siemens EQ.500 classic nutzen diese Technik. Zu unserem Test der Siemens EQ6

Milchschaum über Milchschlauch

Eine moderner Milchaufschäumer / Milchschaumsystem. Der Milchschaum kommt nicht mit den Kaffee führenden Bauteilen in Kontakt. (Hier ohne Abdeckung)

OneTouch Kaffeevollautomaten mit integriertem Milchschaumbehälter

Die beste Lösung für alle, die wirklich oft Kaffeespezialitäten mit Milchschaum herstellen möchten, gibt es einige OneTouch Kaffeevollautomaten, bei denen die Milchbehälter an den Kaffeevollautomaten geclipst werden können. Vorreiter ist hier die Firma Philips, die diese Technik in vielen Philips Kaffeevollautomaten, aber auch in diversen Saeco Kaffeevollautomaten einsetzt. Besonders praktisch sind hier Milchbehälter, die über einen Handgriff verfügen, weil sich diese besser greifen lassen. Andererseits nimmt solch ein Milchbereiter im Kühlschrank mehr Platz weg.

Noch eine Überlegung: Leider müssen die Milch führenden Teile eines OneTouch Kaffeevollautomaten regelmäßig und recht gewissenhaft gereinigt werden. Hierfür muss dann auch ab und an das ganze Milchschaumsystem auseinander- und wieder zusammengebaut werden. Wer diesen Aufwand scheut und ihn sich ersparen will, sollte lieber nach einer anderen passenden Lösung suchen.

Milchschaum direkt in der Tasse – Sonderlösung Siemens EQ3 und Bosch Verocup 100

Einen ganz anderen Weg beschreiten Bosch mit der Verocup 100 und Siemens mit dem EQ3. Hier wird die Milch direkt in das Glas gefüllt und unter den Kaffeeauslauf gestellt. Eine Dampflanze – Bosch nennt sie „MilkMagic Pro“ – übernimmt die Aufschäumung. Das System hat den Vorteil, dass es sehr reinigungsfreundlich ist.

LatteGo Milchaufschäumer – Philips setzt auf ein besonderes System

Mit LatteGo bietet Philips eine hauseigene Lösung zur Milchschaumproduktion. Hier wird der Milchschaumbehälter direkt an die Maschine geclipst. Der Milchschaum gelangt ohne Umwege über das Maschineninnere oder den Kaffeeauslauf direkt in die Tasse. Auch hier ist die Reinigungsfreundlichkeit ein echter Vorteil. Philips verbaut die Lösung in einigen Modellen der Serie 5000 sowie einigen Modellen der Philips Serie 3200 /2200 Kaffeevollautomaten.

Welches Milchschaum – System ist nun zu empfehlen?

Wie auch bei anderen Dingen haben da die individuelle Bequemlichkeit und die persönlichen Vorlieben ein gewichtiges Wort mitzureden. Allein aus der Tatsache heraus, dass wir selbst den Cappuccinatore unseres Kaffeevollautomaten nicht mehr nutzen, sondern auf die externe Milchschaumbereitung in einem Aeroccino zurückgreifen, lässt sich keine Empfehlung ableiten.
Für viele Kaffeeliebhaber, besonders für die Freunde leckerer Kaffeespezialitäten mit heißer Milch bzw. Milchschaum, ist ein wie auch immer geartetes integriertes Milchschaumsystem ein Muss, für andere lediglich eine Option. Nice to have! Man kann es bei Bedarf nutzen – oder auch nicht.

Welches System jeweils bevorzugt wird, dürfte im Wesentlichen auch davon abhängen, wie praktisch und anwendungsfreundlich man es selbst findet. Steht der Nutzen (wenn man z.B. nur einen Kaffee mit Milchschaum trinken möchte), mit dem erforderlichen Reinigungsaufwand im Verhältnis? Diese und ähnliche Fragen sollte sich jeder, der plant, sich einen Kaffeevollautomaten mit Milchschaumsystem anzuschaffen, vor dem Kauf stellen.