Kaffeekapseln – man liebt sie, man hasst sie.

Kaffeekapseln im Überblick und Test

Nichts ist bei Kaffeefreunden (und auch bei vielen Nicht-Kaffeetrinkern) so heiß umstritten wie Kaffeekapseln. Man kann behaupten, die Frage, ob Kaffeekapseln pro oder kontra, ist ein fast schon ein Politikum. Warum das so ist, hat verständliche Gründe. Wir wollen sie erörtern. Dabei stellt sich zunächst die Frage:

Kaffeekapseln – Woher kommen sie? Wo gehen sie hin?

Ein kurzer Blick auf die Geschichte der Kaffeekapsel führt uns zunächst in die Schweiz und zeigt eine Vergangenheit mit Höhen und Tiefen. Die Erfindung der Kaffeekapseln durch Nestlé datiert etwa in das Jahr 1970, aber erst um 1980 wurden Kaffeekapseln und die dazu gehörigen Maschinen in der Schweiz eingeführt, doch dort waren sie zunächst alles andere als erfolgreich, sie floppten  komplett. Erst Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts verpassten gewiefte Marketingleute bei Nestlé der Idee um die kleinen Kaffeekapseln eine wohlüberlegte, ziemlich clevere Marketingstrategie. Kaffeekapseln und die Maschinen wurden zum hochwertigen Lifestyleprodukt erklärt, und erst das war der Beginn eines Booms, einer rasanten Erfolgsgeschichte.

Zur Strategie gehört auch, noch heute, dass Nespresso-Kaffeekapseln nicht an jeder Ecke zu haben sind. Der Verkauf beschränkt sich auf die edel aufgemachten Nespresso-Shops oder eben online. Außerdem gibt es den exklusiven Nespresso-Club für Freunde der kleinen bunten Kapseln. Man bleibt exklusiv und macht sich auf diese Weise für Millionen Verbraucher, die auch dazu gehören möchten, erst richtig interessant.

Kaffeekapseln von Nespresso zeichnet mehr aus als gutes Marketing

Ein cleveres Marketing ist natürlich sehr hilfreich, wenn es darum geht, ein neues Produkt auf dem Markt zu etablieren und es wachsen zu lassen. Doch auf lange Sicht ist dies allein noch keine Erfolgsgarantie. Ganz wichtig: Das Produkt selbst muss überzeugen. Bei Kaffee ist es schlicht der Geschmack, der stimmen muss. Und da hat Nestlé mit ausgesuchten Kaffeesorten und seinem exklusiven Nespresso-Verfahren einen wirklich guten Job gemacht. In Aluminiumkapseln wird Kaffeepulver mit optimalem Innendruck luftdicht versiegelt. So ist garantiert, dass die feinen, vielfältigen Kaffeearomen komplett erhalten bleiben. Es ist, als hätte man die Bohne gerade erst frisch gemahlen. Nespresso Kaffee, gleich welche spezielle Sorte man wählt, schmeckt einfach. Und hat in den vergangenen Jahren immer mehr Kaffeefreunde überzeugt.

Nachahmer gibt es immer mehr

Natürlich standen auch Nachahmer sofort, als ein wichtiges Patent von Nespresso ablief, auf dem Plan und werfen seither neben Kaffeekapseln für die eigenen Systeme/Maschinen zunehmend auch solche auf den Markt, die mit den Nespresso-Maschinen kompatibel sind. Auch wenn die „Fakes“ gelegentlich sogar deutlich kostengünstiger sind, verdienen alle am großen Boom ordentlich mit. Ob Tassimo (Mendelez/Jacobs) Caffisimo (Tchibo), Capsa (Dallmayr),
A Modo Mio (Lavazza) oder die Eigenmarken der Discounter Lidl, Aldi und Penny: das Geschäft mit den Kapseln ist äußerst lukrativ. Für viele Single-Haushalte oder gelegentliche Kaffeetrinker beispielsweise sind die kleinen Kaffeekapseln perfekt. Unkomplizierter kann das Kaffeebereiten nicht sein.

Immer mehr Verbraucher nutzen Kaffeekapselmaschinen aber auch neben einer anderen, ihrer gewohnten Art des Kaffeebereitens, und das verspricht weitere traumhafte Wachstumsraten für die kleinen bunten Kapseln.

Wie „funktionieren“ Kaffeekapseln?

Kurz und knapp gesagt: Durch die Kaffeekapseln, aus Aluminium oder Plastik, die mit ca. 7 gr. Kaffeepulver gefüllt sind, wird Wasserdampf gepresst. Wird eine Kapsel in das dafür vorgesehene Fach in der entsprechenden Kaffeekapselmaschine gelegt, wird sie durch viele kleine Nadeln aufgestochen, gewissermaßen perforiert. Dampf, bzw. heißes Wasser strömt in die Kaffeekapsel, bläht sie auf und heißer Kaffee fließt aus.
Für den Verbraucher wird das Kaffeebereiten wahrlich zum Kinderspiel: Er muss sich nicht um Mahlgrad und Dosierung des Pulvers kümmern, nicht um die richtige Wassertemperatur. Er zieht sich einen Ristretto, einen Espresso oder einen Lungo – wonach ihm gerade gelüstet. Einfacher und praktischer geht es nicht.

Der Kaffeekapsel-Markt: Die Konkurrenz schläft nicht.

Wie schon angedeutet, gibt es heute, neben dem Original Nespresso, eine Reihe von Nachahmern, die mit viel Elan auf den Erfolgszug aufgesprungen sind. Zum einen bieten sie Kaffeekapseln an, die mit den Nespresso Maschinen kompatibel sind. Zu ihnen gehören beispielsweise  die Capsa-Kapseln von Dallmayr, die Bellarom-Kapseln von Lidl, oder von Netto Markendiscount Cafèt-Kaffeekapseln. Ob sie indessen dem Original in Sachen Geschmack das Wasser reichen können, sei dahingestellt. Jeder mag die Geschmacksfrage für sich selbst entscheiden. Wir jedenfalls finden, dass an den Geschmack eines Nespresso kein „Fake“ heran kommt. Erst kürzlich entdeckten wir bei Penny die hauseigenen Nespresso-kompatiblen Kaffeekapseln (Plastik mit Aludeckel) San Fabio „Espresso stark“. 10 Kapseln für 1,29 Euro. Unser Geschmack ist das leider nicht.

Neben den Nespresso-kompatiblen Kapseln gibt es aber auch Kaffeekapsel-Systeme anderer Hertseller. Hier gehört zur Kapsel gleich die entsprechende Kapselmaschine.

Dolce Gusto

Wie Nespresso stammt auch das Kapselsystem Dolce Gusto von Nestlé und wurde in Kooperation mit Krups entwickelt. Dieses System gibt es in Deutschland seit 2007. Die Kapseln mit Aromaversiegelung, sie bestehen aus Kunststoff und Aluminium,  gibt es überall zu kaufen. Das Besondere an Dolce Gusto ist die Produktvielfalt: dass nicht nur ein „Schwarzer“, also ein klassischer Espresso oder Lungo bereitet werden kann, sondern Kaffeespezialitäten mit Milch (Cappucchino, Latte Macchiato) und sogar Chai Tea Latte oder ein leckerer Schokodrink. Dabei stellt eine intelligente Technologie den Druck je nach Getränk individuell ein. Weil beispielsweise ein Espresso  einen höheren Druck benötigt (bis zu 15 bar) als z.B. ein Latte Macchiato.

Die Vielfalt bei Dolce Gusto überzeugt viele Verbraucher, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei: Espresso (12 Sorten),  Cappuccino (7 Sorten, inkl. mit Sojamilch), Kaltgetränke (2 Sorten), schokoladige Drinks (4 Sorten),  Lungo (6 Sorten),  Tee-Getränke (5 Sorten),  Latte Macchiato (6 Sorten), Grande (3 Sorten)

Die Dolce Gusto Maschinen – es gibt sie von Krups und DeLonghi – zeichnen sich durch ein eigenwilliges Design aus: konsequent stylisch. Die außergewöhnlichen Formen sind Blickfang in der Küche.

Tassimo

Tassimo ist ein Produkt des US-Unternehmens Kraft Food. Die sog. T-Disc, die (tropfenförmige) Kapsel für das Tassimo-System, erfreut sich seit der Markteinführung 2005 wachsender Beliebtheit. Dass damit auch die Umsätze beständig gestiegen sind, verwundert deshalb nicht. Vorteil des Tassimo-Systems für den Verbraucher ist,  dass die Kapseln in den meisten Supermärkten gekauft werden können. Die Kapseln selbst bestehen aus Kunststoff.  Auch hier ist Vielfalt das Stichwort, z.B.: über 20 Kaffeesorten, beliebte Kaffeespezialitäten, 6 Teesorten, Kaffee Hag und ein weiterer, decoffeinnierter Kaffee. Insgasemt über 40 verschiedene Produkte.

Hersteller der dazu gehörigen Tassimo Kaffeekapselmaschinen ist Bosch.  Diese Maschinen sind zwar von Design her nicht zu vergleichen mit den teils futuristisch anmutenden Dolce Gusto Maschinen, aber von einer puristischen Modernität, die ebenfalls zu gefallen weiß. Diese Maschinen funktionieren allerdings nicht mit allen Kapseln, sondern nur mit denen bekannter Konzernmarken wie beispielsweise Jacobs.

Cafissimo

Tchibo will den Markt der Kaffeekapseln mit dem System Cafissimo erobern.  Cafissimo Maschinen und Kaffeekapseln sind seit 2005 auf dem deutschen Markt. Wie Dolce Gusto und Tassimo setzt auch Cafissimo auf Produktvielfalt und Variabilität: Zum Programm gehören neben den klassischen Kaffeegetränken auch Kaffeespezialitäten wie Cappucino oder Latte Macchiato und verschiedene Teesorten.

Auch Cafissimo Maschinen bieten drei Brühdruckstufen, für Espresso, Caffè Crema und Filterkaffee. Anders als bei den anderen genannten Systemen aber reicht bei Cafissimo ein einziger Tastendruck nicht immer aus. Zur Zubereitung der Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato oder Cappuccino sind immer zwei Schritte nötig.

Relativ neu, die hauseigene Alternative zum Cafissimo-System, ist das Qbo-System von Tchibo. Hier ist es vor allen Dingen das kantige Design, das dieses System rein äußerlich von allen anderen derzeit auf dem Markt befindlichen Systemen unterscheidet. Quadratische Kapseln, quaderförmige Maschinen. Ein moderner Look, der für viele Verbraucher zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber sehr selbstbewußt und eigenständig daher kommt. Allerdings, was für den Kaffeefreund vielleicht wichtiger sein mag als die äußere Form, ist der Inhalt der Kapseln: In jeder Qbo-Kapsel steckt, wie Tchibo sagt, 100% nachhaltiger Tchibo Kaffee von Rainforest Alliance-zertifizierten Farmen.

Lavazza A Modo Mio

Wer gerne Lavazza Kaffee trinkt, dem schmeckt verlässlich auch der LAVAZZA A MODO MIO aus der Kapsel. Die Kapseln sind natürlich luftdicht verschlossen und aromageschützt. Was den Kaffee selbst betrifft, so steht eine große Auswahl an verschiedenen Mischungen und Geschmacksnuancen zur Verfügung: von weich, blumig, mild bis zu vollmundig, stark und intensiv. Für den kleinen Schwarzen, die große Tasse und den koffeeinfreien Kaffee. Kaffeespezialitäten wie Cappuccino oder gar Tee sucht man bei Lavazza vergeblich. Hier hat man sich auf seine Kernkompetenz beschränkt: wohlschmeckende Kaffees.

Die Kaffeekapselmaschinen von Lavazza A Modo Mio sind kompakt, ohne großen Schnickschnack und einfach zu bedienen.
Sie sind mit einer Abschaltautomatik und mit der „Stop & Go“ Funktion ausgestattet, sodass man genau die gewünschte Menge Espresso mit einem Tastendruck erhält.

Leider sind die Kapseln derzeit nur vereinzelt im Handel zu bekommen, man kann sie jedoch im Online-Handel bestellen. Ohne dass man eventuelle Portokosten dazu rechnet, kommt eine Tasse LAVAZZO A MODO MIO auf etwas 33 – 35 Cent, etwas weniger als ein Nespresso, aber genau so gut!

Expressi von ALDI Süd

Was die Kapseln betrifft, so finden sich auch hier,  neben 3 Sorten Espresso, 1x Filterkaffee, 4x Lungo  auch diverse Kaffeespezialitäten (Cappuccino, Latte Macchiato u.a.) auch 4 Tees.

Zwei Expressi Kaffeekapselmaschinen decken unterschiedliche Verbraucherwünsche ab: die Expressi Wave zeichnet sich durch eine schlanke Linie und klare Formgebung aus und lässt sich platzsparend einsetzen.

Die Expressi Latessa überzeugt auch mit einem genussvollen Extra: Die integrierte Milchschaumdüse produziert in sekundenschnelle cremigen Milchschaum.

Kaffeekapseln – wo liegt das Problem?

Der große Boom um die kleinen bunten Kaffeekapseln ist nicht nur wegen der enormen Wachstumsraten ein permanentes Gesprächsthema. Da ist zunächst der unverhältnismäßig hohe Preis für einen Espresso oder einen Kaffee aus der Kapsel. Und leider ist auch eine Tatsache nicht zu leugnen, dass nämlich der Kapselboom auch ein massives Problem mit sich bringt. Vor dem Hintergrund millionenfacher Nutzung von Kaffeekapseln ist die Belastung für die Umwelt ein berechtigter Kritikpunkt.

Kaffeekapseln sind teuer

Gegner des Kaffeekapselkults schütteln nur verständnislos den Kopf ob des stolzen Preises, den die Freunde von Kaffeekapseln hinzublättern bereit sind. Ein Kaffeegetränk aus der Nespresso Kapsel kostet etwa 0,35 Euro und selbst mit den Kaffeekapseln von Lidl noch um 20 Cent. Das klingt zunächst moderat, doch hochgerechnet auf ein kg Kaffee (Normalpreis für 1 kg Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee in vernünftiger Qualität ab 8 Euro) bezahlt man für die gleiche Menge Kaffee in Kapseln locker ein Vielfaches.

Kaffeekapseln belasten die Umwelt

Milliarden Kaffeekapseln – und die Tendenz ist steigend – fallen allein in Deutschland als Abfall an und müssen entsorgt werden. Hier liegt in der Tat ein großes Problem. Und nicht umsonst rangieren Kaffeekapseln im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit imagemäßig ganz hinten. Kein Problem ist der organische Kaffeesatz, es sind die Kapseln selbst. Sie bestehen oft aus Kunststoff, aus Aluminium oder aus Kunststoff in Verbindung mit Aluminium. Das Original von Nespresso besteht ausschließlich aus Aluminium.

Fairerweise muss man unterscheiden: zwischen Herstellern, die dem Dualen System angeschlossen sind solchen, die es nicht sind.
Der Marktführer Nespresso z.B. ist dem Dualen System (*) angeschlossen.
Aluminium ist ein Wertstoff, der sich gut recyclen lässt, unter der Voraussetzung, dass der Verbraucher aktiv mitwirkt, indem er nämlich die Kaffeekapsel in der Gelben Tonne entsorgt und nicht beim Restmüll.
Im Restmüll sollten nur Kapseln von Herstellern  landen, dem Dualen System nicht angeschlossen sind.

(*) Ist ein Hersteller dem Dualen System angeschlossen, bezahlt er ein Lizenzgeld kommt so für die Kosten für das Sammeln, Sortieren und Wiederverwerten seiner zum Beispiel aus Kunststoff oder Aluminium bestehenden Verpackung auf. Man erkennt die Zugehörigkeit am Dualen System am grünen Punkt am Produkt.

Verantwortung trägt nicht nur der Hersteller, sondern auch der Verbraucher.

Mit der Zugehörigkeit zum Dualen System übernimmt ein Hersteller von Kaffeekapseln einen Teil an Verantwortung für eine umweltverträgliche Entsorgung seines Produkts. Angesichts des enormen Kapselmüll-Aufkommens für viele nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Doch auch der Verbraucher ist in der Pflicht, nämlich die Kaffeekapseln so zu entsorgen, dass sie eine möglichst geringe Umweltbelastung darstellen: Wann immer möglich, ab in die Gelben Tonne oder den Gelben Sack!
Meist ist jedoch nur ein Teil der Kaffeekapseln aus Aluminium, das einen hohen Recyclingwert besitzt. Somit ist es für die Umwelt am besten, nach jeder Verwendung einer Kaffeekapsel diesen Aluminiumanteil zu separieren, zu sammeln und ihn bei Gelegenheit an einer Sammelstelle (Recyclinghof) abzugeben. Auch wenn es etwas Aufwand kostet, für die Umwelt ist dies eine zumindest annähernd verträgliche Lösung.

Unsere Meinung:

Kaffeekapseln polarisieren. Man liebt sie oder man hasst sie. Wir besitzen, neben einer Filterkaffeemaschine und einem Kaffeeautomaten, auch eine Nespresso-Kapselmaschine und neuerdings eine von Lavazza A Modo Mio. Beide produzieren außergewöhnlich guten, aromatischen und schmackhaften Kaffee. Auf beide möchten wir nicht mehr verzichten. Weil, wenn die Gelegenheit passt, sehr schnell und mit wenig Aufwand ein herrlich schmeckendes Kaffeegetränk bereitet ist. Dies ist uns, seien wir ehrlich, durchaus die höheren Kosten wert.
Nichtsdestotrotz sehen wir die Problematik hinter den Kapseln, das Problem mit dem Müll. Deshalb haben wir es uns zur Gewohnheit werden lassen, unseren Kaffee nur dann aus der Kapsel zu bereiten, wenn es mal besonders schnell gehen soll, und verantwortungsvoll mit jeder einzelnen Kapsel umzugehen, d.h.sie  umweltschonend zu entsorgen, auch wenn es etwas mehr Aufwand erfordert.

So werden Kaffeekapseln entsorgt. Die Recyclingphilosophie des Marktführes Nespresso.

Kaffeekapseln im Vergleich:

Kaffeekapseln Nespresso Dallmayr Lidl

Verschiedene Hersteller – unterschiedliche Kapseln (v.l.n.r.) : Nespresso, Capsa (Dallmayr), Bellarom (Lidl)