Kaffeemaschinen 2018 – IFA-Messetrends und mehr

Der Herbst eines jeden Jahres ist der beste Zeitpunkt, das Revue passieren zu lassen, was sich auf dem Markt der Kaffeemaschinen Neues getan hat. Ein besonders guter Gradmesser ist natürlich die IFA in Berlin (Ehemals Internationale Funkausstellung, die weltweit führende Messe für Consumer Electronics und Home Appliances), wo Jahr für Jahr viele neue Trends gezeigt werden.

Die Frage ist nun: Kaffeemaschinen 2018 – was ist wirklich neu?

Filtermaschinen – weiter im Trend

+ Der Trend zu Filterkaffeemaschinen hält weiter an, wobei die Grundlagen bereits vor vielen Jahren geschaffen worden waren. Einige der neuen Filterkaffeemaschinen, wie zum Beispiel die Gastroback Design Brew Advanced, erinnern uns doch sehr an die gute alte Moccamaster.

+ Graef kennen wir seit langem durch ihr sehr gutes Kaffeemühlensortiment. Nun steigt Graef auch mit einer tollen Filterkaffeemaschine in das Rennen um die Käufergunst ein: Die Graef FK 702 wurde bereits 2017 vorgestellt und ist mittlerweile gut im Handel vertreten. Diese Maschine sieht nicht nur gut aus, sondern erhitzt auch das Wasser auf ca. 92 bis 96°C, bevor der  Brühvorgang startet. 30 Sekunden vor dem eigentlichen Brühvorgang wird ein erster Schwall heißes Wasser auf das Kaffeepulver gegeben, um es etwas quellen zu lassen. Wir wissen: Das ist nichts anderes als wir es bei Oma mit Ihrem Handfilter gelernt haben, nämlich traditionelles Kaffeebrühen. Sehr gut gelöst bei der Graef ist der Brühkopf. Er verfügt über 8 Öffnungen, die das Kaffeepulver gleichmäßig mit heißem Wasser überbrühen.

+ Die DeLonghi Clessidra überzeugt nicht nur durch ihr tolles Design – der Wassertank aus Glas sitzt oben auf der Maschine und der Filter ist in die Glaskanne eingesetzt – das bewirkt ein harmonisches und schlankes Äusseres. Wer also in seiner Küche auf ein klares Design setzt und viel Glas verwendet – dürfte sich schnell in eine Clessidra verlieben.

Wie auch die oben beschriebene Graef FK 702 setzt die DeLonghi Clessidra auf ein Schwallbrühsystem, das wir allerdings schon seit ca. 20 Jahren von der Philips Gourmet kennen. Neben dem Schwallbrühverfahren bietet die DeLonghi Clessidra zusätzlich die „normale“ Intervallbrühung nach ECBC (Europeen Coffee Brewing Center)-Zertifizierung.

Siebträger Espressomaschinen – fast schon eine Religion

Die Diskussion um die perfekte Espressomaschine soll an dieser Stelle nicht geführt werden – zu unterschiedlicher Meinung sind die verschiedenen Lager und die Vorstellungen, was eine gute Espressomaschine kosten darf.

+ Nicht neu, aber unsere Empfehlung für Einsteiger ist weiterhin eine Delonghi Dedica in Kombination mit einer Graef Kaffeemühle – eine tolle Kombi, die zusammen nicht einmal 300 Euro kostet.

+ Eine Alternative bei den Einsteigermaschinen haben wir seit diesem Jahr dennoch: die Gastroback Design Espresso Piccolo, die gemessen am Preis einen sehr hochwertigen Eindruck macht.

+ Die technische Weiterentwicklung bei Espressomaschinen ist systembedingt limitiert, allerdings kann man verstärkt den Trend zu Espressomaschinen mit integrierter Kaffeemühle beobachten. An dieser Stelle sei die Sage Appliances SES875 genannt – neu auf dem Markt aber auch bekannt unter dem Label Gastroback Gastroback 42612.

+ Sehr gespannt sind wir auf die auf der IFA 2018 vorgestellte DeLonghi La Specialista EC9335.  Die La Specialista mit Ihrem Metallgehäuse sieht nicht nur toll aus, sie macht auch die Espressozubereitung mit der „Smart Tamping Station“, die für konstanten 20 kg Anpressdruck beim Tampern sorgt, und der sensorgesteuerten Espressomühle recht einfach. Die neue Delonghi konnten wir zum Zeitpunk der IFA 2018 noch nicht im Handel entdecken, hoffen aber, sie zeitnah und intensiv testen zu können.

Kaffeekapselsysteme – Stagnation oder Fortschritt?

Auch bei den Kaffeekapselsystemen herrscht ein wahrer Glaubenskrieg. Hier ist die Frage nicht unbedingt, welches System das Beste ist, sondern vielmehr, ob man Kaffeekapseln überhaupt braucht. Diese Frage wird heftig und sehr kontrovers diskutiert: Die exorbitant hohen Preise des Kaffees im Vergleich zu „normalem“ Kaffee und die Umweltproblematik scheiden die Geister.
Wir finden, dass die kritischen Einwände auf jeden Fall berechtigt sind, meinen aber dennoch, dass die verschiedenen Kapseln zumindest für Wenig- und Gelegenheitskaffeetrinker durchaus eine Daseinsberechtigung haben. Voraussetzung ist immer, dass die Entsorgung so umweltverträglich wie möglich stattfindet – eine Verantwortung, die vor allen Dingen der Hersteller, aber auch der Konsument zu tragen hat!

Die Lagerung von Kaffeekapseln kann problemlos erfolgen und das Kaffeearoma bleibt, weil bis zum Verbrauch vakuumverpackt, immer bewahrt. Aber das gilt ja auch schon für die traditionellen Kapseln.

Die Innovation im Kapselmarkt ist die Nespresso Vertuo – ein ganz neues Kapselsystem, das die Kapseln  in der Maschine mit bis zu 7000 U/min. dreht. Die so entstehende Zentrifugalwirkung dient nicht nur zur optimalen Kapselnutzung, vielmehr wird auch ein Barcode am Kapselrand mittels Lasertechnik ausgelesen und die Zubereitungsmethote somit an den ausgelesenen
Kapselcode angepasst. Das ist für und in Europa Neuland, in den USA gibt es das System als Nespresso VertuoLine bereits seit 2016. Anzumerken bleibt zudem, dass sich das neue Kapselsystem eher an Kaffee-, denn an Espressotrinker wendet. Für letztere sind die „klassischen“ Espressokapseln sicher passender.

Die Kaseln für die Vertuo selbst werden in verschiedenen Größen angeboten, was leider auch den Preis beeinflusst. Die Verturo-Kapseln starten momentan (2018) mit ca. 0,45 Euro je Stück („Espressogrösse“) und steigen bis auf ca. 0,70 Euro („Alto“, 414 ml). Positiver Nebeneffekt, allerdings nur für Nespresso: Durch diese neuen Barcode gesteuerten Kapseln dürften es Nachahmer schwer haben, passende Kapseln zu entwickeln.

Kaffeevollautomaten – wohin geht die Entwicklung?

Auch die Funktionsweise von Kaffeevollautomaten, betrachtet man die Sache einmal ganz nüchtern, ist eigentlich ausgereizt. Spätestens seit der Siemens EQ6 die bereits in 2015 erschienen ist und seitdem nur leicht modifiziert wurde, steht zumindest für uns der perfekte Kaffeevollautomat fest. Um die Siemens vom Thron zu stoßen, muss sich die Konkurrenz wie auch Siemens selbst schon einiges einfallen lassen.

Natürlich gibt es auch gute und interessante Maschinen für kleineres Geld, wie auch teurere Maschinen mit noch mehr Funktionen. Kannenfunktion und Filterkaffee-Simulation Ein Trend, den wir allerdings noch nicht so ganz nachvollziehen können, sind „Kannenfunktionen“ oder Funktionen, die Filterkaffee simulieren sollen. Hier muss man sich immer vor Augen führen, dass ein Kaffeevollautomat mit Druck arbeitet und nicht den Kaffee ohne Druck – wie bei einem Filterkaffeevorgang- brüht. Eine Kanne Kaffee, die mit einem Vollautomaten hergestellt wird, kann schnell zu einem sehr, sehr dünnen Kaffee werden. Schließlich ist das Fassungsvermögen eines Vollautomaten auf ca. 15 Gramm Kaffeepulver
begrenzt.

+ Von den in 2018 vorgestellten Maschinen ist die Philips LatteGo besonders erwähnenswert. Sie ist für diejenigen empfehlenswert, die Milchkaffeespezialitäten auf Knopdruck produzieren wollen, andererseits aber den hohen Reinigungsaufwand bei Maschinen mit aufwendigen Milchschäumsystemen mit Siliconschlauch scheuen. Bei der LatteGo kommt nur der Milchbehälter mit Milch in Kontakt, der Milchschaum gelangt von dort direkt in die Tasse. Entsprechend überschaubar ist der Reinigungsaufwand.
+ Bei den High End-Versionen der Kaffeevollautomaten geht der Trend zu noch größeren Displays und App-Steuerung. DeLonghi setzt mit der Maestosa einen neuen Maßstab in der Spitzenklasse. Das 5 Zoll-Display ist verstellbar und ein hochwertiges Gehäuse aus wellenförmig designtem Edelstahl, glänzendem schwarzen Glas sowie einer verspiegelten Edelstahlabdeckung machen einen sehr stylischen und absolut hochwertigen Eindruck. Aber auch technisch legt DeLonghi noch einen drauf, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die Maestosa besitzt nicht nur zwei Bohnenbehälter sondern auch zwei Mahlwerke mit elektronischer Steuerung. Auch hier freuen wir uns auf einen ausgiebigen Test, aber zum jetzigen Zeitpunkt (Mitte Sept. 2018) konnten wir die Maestosa die auf der IFA 2018 Ihre Puplikumspremiere hatte, im Handel noch nicht finden.

Bohnenbehälter mal 3

Wer noch mehr Bohnenbehälter benötigt: Die Miele CM 7750 CoffeeSelect mit drei separaten Bohnenbehältern, etwa für Espressobohnen, Café Crema und eine zusätzliche entkoffeinierte Sorte, wäre hier die Wahl der Stunde. Die drei Bohnenbehälter der Miele fassen 210, 180 bzw. 150 Gramm. Unterhalb des Bohnenbehälters portioniert ein rotierendes Modul die Bohnen der Wahl und führt diese dem Mahlwerk zu. Das Stahlmahlwerk der Miele soll laut Hersteller, rückstandsfrei mahlen, um eine Sortenreinheit der Bohnen zu gewährleisten.

Kaffeemaschinen – Neuheiten 2018 – Unsere Einschätzung

Betrachtet man die Neuheiten der IFA 2018 kann man sagen: 2018 ist eher ein Jahr der sanften Weiterentwicklung. Echte Revolutionen oder gänzlich neue Trends, wie beispielweise die Renaissance des Filterkaffees vor einigen Jahren, sehen wir 2018 nicht, auch wenn sich das gute alte Kaffeefiltern nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

Smarte Funktionen, wie z.B. die Steuerung der Kaffeemaschinen mit Apps, haben den Reiz des Neuen verloren und stehen nicht mehr so stark im Vordergrund des Interesses. Wir standen den „smarten“ Kaffeemaschinen schon immer recht kritisch gegenüber, da wir tatsächlich bis heute einen echten Mehrwert noch nicht gefunden haben. Vielleicht sieht es der Verbraucher genau so und ist einfach nicht bereit, dafür den nicht geringen Mehrpreis zu bezahlen.

Ein neues Kapselsystem bietet Nespresso an. Gedacht ist es mehr für die Liebhaber der klassischen Tasse Kaffee, nicht des Espressotrinkers. Hier muss man sich fragen, ob dies das Land wirklich braucht. Die Diskussion um Sinn oder Unsinn von Kaffeekapseln ist schon groß und kontrovers genug. Sinn und Zweck von Kaffeekapselmaschinen sollte doch eigentlich nur sein: Kaffee aus Kapseln nur dann, wenn nur gelegentlich und insgesamt wenig Kaffee getrunken wird oder wenn es einmal schnell gehen soll. Für diese Fälle würden wir durchaus eine Kapselmaschine wählen. Die Frage des Sinns stellt sich auch im Falle der drei Bohnenbehälter für den Kaffeevollautomaten. Es bleibt abzuwarten, wie diese Idee beim Verbraucher ankommt. Wir haben da unsere Zweifel.